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  Philidor, François-André Danican 
Tom Jones


Fançois-André Danican Philidor (1726-1795)
Tom Jones

Opéra de Lausanne
La Sinfonietta de Lausanne
Jean-Claude Malgoire
, Dirigent
Vincent Vittoz, Regie

Darsteller: Sébastien Droy - Sophie Marin-Degor - Marc Barrard - Sibyl Zanganelli - Carine Séchehaye - Rodolphe Briand - Léonard Pezzino - Guillaume Michel


Die Komik unserer modernen Operninszenierungen ist bekanntlich in den meisten Fällen eine unfreiwillige: Selbst dort, wo es tragische oder erhabene Inhalte zu vermitteln gilt, bleibt dem Zuschauer oft nur das befreiende Gelächter, das allerdings mit jener Art der Bitternis gewürzt ist, aus der man auf eine verhaltene Wut schließen kann, und nichts von der ursprünglich intendierten Katharsis verrät.

Die vorliegende Produktion der Opéra de Lausanne bildet da eine wohltuende, rundum gelungene Ausnahme. Das Lustspiel Tom Jones des französisch-schottischen Komponisten François-André Danican (Duncan) Philidor wurde zwar bis ins Libretto und die langen, gesprochenen Dialoge hinein modernisiert, und das Bühnenbild gleicht über weite Strecken einer lebensgroßen Playmobil-Baustelle, weil die im Original von Presse-Erzeugnissen besessene Tante (Madame Western) hier unter einer ständigen Umbau-Wut leidet und dementsprechend, mit Wasserwaage und Bauhelm ausgerüstet, zwischen Zementsäcken und Gerüsten umhersteigt. Doch all das wird allein schon durch die Kostüme, in denen sich auf raffinierte Weise Rokoko-Korsagen, Dreispitz und moderne Accessoires mischen, so geschickt und gekonnt aufgefangen, daß die Stilbrüche belustigen, nicht aber wehtun: Die schlichte Verwechslungskomödie um den scheinbar mittellosen, in Wirklichkeit aus gutem Hause stammenden Titelhelden, seine zunächst unendlich fern scheinende Auserwählte und die damit verbundenen Irrungen und Wirrungen leben in der vorliegenden Inszenierung vor allem aus einem unerhört spielfreudigen Ensemble, einer fabelhaften Regie und schmissigen Personenführung, die nie in Slapstick abgleitet und sich deshalb sogar noch weit kühnere Anachronismen hätte leisten können.

Da die Leistungen des Orchesters sich nicht auf der Höhe der quirligen Aktionen bewegen, wird eine Anschaffung der parallel erschienenen CD-Veröffentlichung wohl nicht unbedingt zu empfehlen sein. Die DVD-Ausgabe jedoch – mit fünfsprachigen Untertiteln und recht ordentlichem Kapitelangebot – ist ein herrliches Vergnügen. Das vor allem dank der „tantigen” Madame Western (Sibyl Zanganelli), der kapriziösen Honora (Carine Séchehaye) und der frechen, mitunter aber auch recht melancholischen Sophie (Sophie Marin-Degor), die den Herren der Handllung – Sébastian Droy als Tom, Marc Barrard als Monsieur Western – stimmlich ein wenig den Rang ablaufen. Doch was heißt das schon bei der Aufführung eines Stückes, in dem die darstellerischen Qualitäten so viel wichtiger und auch so viel brillanter sind? Es heißt, daß wir es hier mit einer kleinen Kostbarkeit zu tun haben, die sich im wahrsten Sinne des Wortes auch mehr als 240 Jahre nach ihrer erfolgreichen Premiere sehen lassen kann.

Eckhardt van den Hoogen


Dynamic
Media: 1 DVD
Bestell-Nr.: CDS 33509
Preis: EURO 31,20

Weitere Informationen: www.klassikcenter-kassel.de.




Bild
 Wien, Staatsoper
© Wiener Staatsoper



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