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  Haydn, Joseph - Mozarteum Orchester Salzburg 
Die Jahreszeiten | The Seasons

BARITON | David Wilson-Johnson
SOPRAN | Miah Persson
TENOR | John Mark Ainsley


Mozarteum Orchestra Salzburg
Salzburger Bachchor

CONDUCTOR | Ivor Bolton


In kürzester Zeit hat Ivor Bolton als neuer Chefdirigent das Mozarteum Orchester Salzburg in eine der glanzvollsten Epochen seines Bestehens geführt. Die vor kurzem erschienene Einspielung der 5. Sinfonie von Anton Bruckner (OehmsClassics OC 364) wird als eine der großen Überraschungen auf dem Klassik-Markt in diesem Frühjahr gehandelt. Bei der vorliegenden Aufnahme des Oratoriums Die Jahreszeiten handelt es sich um den Mitschnitt eines Konzerts im Salzburger Mozarteum im Jahre 2004. Nachdem Bolton bisher vor allem als Barockspezialist bekannt war, muss er nun auch in den Kreis der bedeutenden Interpreten auf dem Gebiet der Klassik und der Romantik gezählt werden.

Miah Persson

Die junge Schwedin erhielt ihre Ausbildung in ihrer Heimat und ist Mitglied der Königlichen Oper in Stockholm, wo sie in Rollen wie Gretel (Hänsel und Gretel), Sophie (Der Rosenkavalier, auch bei den Salzburger Festspielen 2004), Susanna (Figaro) oder Pamina (Die Zauberflöte) zu erleben ist. Sie gastierte erfolgreich in Paris, Aix-en-Provence, Berlin, Frankfurt, Brüssel, Innsbruck und Montpellier. Konzerteinladungen folgten u.a. mit Vladimir Ashkenazy nach St. Moritz, mit Sir John Eliot Gardiner zur “Bach Pilgrimage” nach London, Luzern und New York sowie zum Schwedischen Radio-Sinfonieorchester.

Eine Aufnahme liegt von “BBC Voices Programme” mit Roger Vignoles vor.

John Mark Ainsley

Der in Cheshire geborene Tenor begann seine Ausbildung in Oxford und setzte sie mit Diane Forlano fort. Erste Hauptrollen interpretierte er an der Welsh National Opera, bei den Festspielen in Aix-en-Provence und in Glyndebourne. Es folgten große internationale Erfolge als lyrischer Tenor, so sang er 1998 den Don Ottavio in der Inszenierung von Peter Brooks unter Claudio Abbado in Aix-en-Provence. 2003 war er der „Dämon“ in der Uraufführung von Henzes L’Upupa bei den Salzburger Festspielen.

Neben seiner Opern-Karriere ist Ainsley ein gefeierter Konzertsänger. Er arbeitet mit Orchestern wie London Philharmonic, London Symphony, Les Musiciens du Louvre, New York Philharmonic, Boston Symphony, den Wiener und Berliner Philharmonikern und der Academy of St. Martin in the Fields zusammen; mit Dirigenten wie Roger Norrington, Marc Minkowski, Colin Davis, Mstislaw Rostropowitsch, Sir Simon Rattle, Bernhard Haitink, Carlo Maria Giulini, André Previn und Seiji Ozawa. Mit dem Mozarteum Orchester und Ivor Bolton interpretierte er im März 2004 Brittens Serenade.

Die Diskographie von John Mark Ainsley ist bereits außerordentlich groß, zeigt seine Vielseitigkeit und reicht von PurceIl bis zum Musical. Die Liederzyklen Benjamin Brittens sind bei EMI mit John Mark Ainsley erhältlich.

David Wilson-Johnson

Der britische Bariton studierte Fremdsprachen in Cambridge und Gesang an der Royal Academy in London. In seiner bald dreißigjährigen Karriere war er regelmäßig zu Gast an den großen Opernhäusern und bei den renommiertesten Festivals und Orchestern in der ganzen Welt. Er sang unter Dirigenten wie Pierre Boulez, Carlo Maria Giulini, Nikolaus Harnoncourt, Zubin Mehta oder Sir Simon Rattle. Sein vielseitiges Opern-Repertoire von Rameau über Mozart, Wagner bis Britten und Henze präsentierte er u.a. in London, Paris, Amsterdam, Madrid und bei den Salzburger Festspielen (Les Boreades). In Fernsehproduktionen gestaltete er die Titelrolle in Messiaens Saint François d’Assise.

Seine umfangreiche Diskographie umfasst moderne Unterhaltungsmusik ebenso wie Bach, Beethoven, Strawinsky, Schönberg, oder Schuberts Winterreise, David Wilson-Johnson unterrichtet an der Summer School in der Dordogne, die er vor 20 Jahren selbst gegründet hat.

Salzburger Bachchor

Der 1983 gegründete, seit 2003 von Alois Glaßner geleitete Chor hat sich als international gefragtes Ensemble und fester Bestandteil des österreichischen Musiklebens etabliert. Sein Repertoire umfasst die großen oratorischen Werke aus Barock und Klassik von Bach, Händel, Haydn und Mozart, aber auch Musik der Romantik und der Moderne. Einen Schwerpunkt bilden Stücke von Salzburger Komponisten wie Biber. Gastspiele führten den Chor u.a. zu den Händel-Festspielen Halle, nach Baden-Baden und zu den Festwochen der Alten Musik in Innsbruck. Eine enge Zusammenarbeit verbindet das Ensemble mit dem Mozarteum Orchester. Bei den Salzburger Festspielen tritt der Bachchor regelmäßig auf, z.B. mit Marc Minkowski, Michael Gielen und Ivor Bolton. Mehrere CDs u.a. mit Musik von Biber und J.M. Haydn liegen vor.

Alois Glaßner

Alois Glaßner erhielt seine erste musikalische Ausbildung am Stiftsgymnasium Melk. Es folgten Studien an der Wiener Musikuniversität in Kirchenmusik, Orgel, Orchesterdirigieren, Komposition und Gesangspädagogik, sowie Chorleitung bei Eric Ericson in Stockholm und in London. Erste Erfolge als Chorleiter errang er mit dem von ihm 1987 gegründeten Hugo Distler Chor, der sich in den zehn Jahren seines Bestehens zu einem der herausragenden Konzertchöre des Landes entwickelte. Alois Glaßner war von 1993 bis 2005 Kirchenmusikdirektor an der Wiener Augustinerkirche, wo er jeden Sonn- und Feiertag die großen klassischen und romantischen Messen dirigierte.

Alois Glaßner ist Professor für Dirigieren am Institut Anton Bruckner, dem er auch als Institutsleiter vorsteht. Er leitet den Kammerchor der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Seit 2003 ist er künstlerischer Leiter des Salzburger Bachchores. Für seine Verdienste um die Chormusik erhielt er den Ferdinand Grossmann- Preis 2004.

Ein heimliches opus summum?

Als im Mai 1801 Joseph Haydns Oratorium Die Jahreszeiten in Wien uraufgeführt wurde, war ihr Schöpfer 69 Jahre alt. Er sollte, hochgeehrt, noch acht Jahre leben. Die letzten musikalischen Früchte waren voll, waren vollkommen. Mit seinen Jahreszeiten war ihm wohl auch eine musikalische Lebensbilanz aus der Feder geflossen. Gottfried van Swieten hatte, nach James Thomsons Lehrgedicht The Seasons, den Text dafür geschaffen. Künstlerische Ausgestaltung hatte das Thema immer wieder erfahren. In der Malerei durch Giuseppe Arcimboldo oder Pieter Brueghel d. Ä., in der Musik durch Antonio Vivaldi, Peter Iljitsch Tschaikowsky oder Astor Piazzolla. Als Joseph Haydn seine Jahreszeiten komponierte, ging der vorletzte Akt seines Lebens mit gewitztem Selbstbewusstsein, großer Reife und weiser musikalischer Meisterschaft zu Ende.

Haydn war am 31. März 1731 im niederösterreichischen Rohrau geboren worden. Ein Schulrektor entdeckte seine Stimme und erteilte ihm ersten Musikunterricht. 1740 ging er als Chorknabe nach St. Stephan in Wien. Er bildete sich musikalisch selbständig weiter, nahm bisweilen auch Unterricht, und wurde 1757 Kammerkomponist des Grafen Morzin. 1761 trat Joseph Haydn in die Dienste der Fürsten Esterházy. Bald schon ist er dort erster Kapellmeister. Abgeschieden von urbanen Zentren findet Haydn in den Residenzen von Eisenstadt und auf Schloss Esterháza ein arbeitsintensives Betätigungsfeld vor. Er spieltmit musikalischen Formen, erprobt Wirkungen, experimentiert mit Klangfarben. Die »Werkstatt Esterháza«: geographische Provinz als Labor für Unerhörtes. Haydns Werke aber werden in Weltstädten verlegt. 1791 und 1794 unternimmt Haydn zwei Reisen nach London. Die Aufführungen von Georg Friedrich Händels großen Oratorien, nicht zuletzt die des Messias 1791 in der Westminster Abbey, haben ihn nachhaltig beeindruckt und beeinflusst. Zunächst davon überwältigt, macht sich Haydn bald vertraut mit der Größe von Händels Meisterwerken. Dem Genre Oratorium hatte er sich selbst bereits mit Il ritorno di Tobia (1774/1775) gewidmet. Nun aber meißelt er höchst filigran an den Meilensteinen Die Schöpfung (1798) und Die Jahreszeiten (1801).

Haydn hat die Arbeit an den Jahreszeiten große Kraft gekostet. Kraftvoll sind sie ihm dafür auch geraten. Das Werk des fast siebzigjährigen Komponisten frappiert noch heute durch seine Farbigkeit, durch seine Dynamik, durch die Lust am klangtechnischen Experiment, durch die oft verspielte Freude an tonmalerischen Möglichkeiten. Die (Natur-) Erfahrungen eines langen, reichen Lebens finden aufregenden und realen Eingang in Haydns musikalische Sprache. Er komponierte seinen Jahreszeiten-Zyklus so intensiv wie Brueghel den seinen einst gemalt hatte. Das Werk beginnt mit dem Übergang vom Winter zum Frühling. Das Feld kann bestellt werden. Im Anblick der blühenden Natur der Lobpreis Gottes. Der Sommer steht ganz unter dem Eindruck und dem Einfluss der Kraft der Sonne, bis hin zum Aufheizen und Entladen des Gewitters. Der Herbst bringt die Ernte der Früchte – und des Weines. Groß und beeindruckend »kalt« bricht der Winter wieder herein, man zieht sich in die warme Stube zurück. Im Winter erkennt man das Sinnbild des Lebensendes. Freilich nicht, ohne die dem Tod verbundene Auferstehung als den „großen Morgen“ zu lobpreisen, in dem „ew’ger Frühling“ herrscht. Nicht ein Lebensjahr hat Joseph Haydn mit seinen Jahreszeiten beschrieben, sondern das Leben. Er stirbt am 31. Mai 1809 in Wien.

Oliver Binder


OEHMS Classics
OC 905
2 CD

Weitere Informationen: www.oehmsclassics.de.




Bild
 Darmstadt, Staatstheater
© Barbara Aumüller



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