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 CD     
  Netrebko, Anna 
The Russian Album

Arien aus: Krieg und Frieden, Eugen Onegin, Jolanthe, Das Märchen vom Zaren Saltan, u.a.

Nach sensationellen Debüts als unbekannte junge Sängerin gehört Anna Netrebko heute zu den begehrtesten internationalen Opernstars. Ihr herrlicher Sopran funkelt in Werken von Mozart, Verdi, Gounod, Donizetti und Puccini. Wo sie zu hören ist, füllen sich Opernhäuser und Konzertsäle bis auf den letzten Platz. Ihre spektakulären Auftritte werden zum Höhepunkt hochkarätiger Ereignisse. In diesem Sommer beispielsweise ist sie beim Galakonzert der Fußball-WM in Berlin zu erleben. Zurzeit bereitet sie sich auf eine Aufnahme der Mimì (La Bohème) im April 2007 vor. Dem Repertoire ihres Heimatlandes aber hat sie sich bisher in ihren Aufnahmen nicht ausdrücklich gewidmet, obwohl sie eine Schule bester russischer Gesangstradition durchlaufen hat. Anna Netrebko stellt nun zum ersten Mal ihre reine, kraftvolle Stimme in den Dienst russischer Komponisten und singt ein Programm mit einigen der schönsten Lieder und Arien aus deren Opern.
Es ist eine äußerst persönliche Aufnahme: Im Mariinski-Theater in St. Petersburg entstand sie, jenem Opernhaus, in dem Anna Netrebko der Durchbruch zum Star gelang. Die Leitung hat ein Dirigent, der zugleich ihr Mentor und Freund ist, seit er sie für sein Ensemble engagierte - Valery Gergiev. Welch ein fantastisches Team, um der Welt die Kostbarkeiten der russischen Oper nahe zu bringen! Gergiev hat oft betont, wie viel Freude es ihm macht, einen großen Teil seines Lebens dieser Aufgabe zu widmen. Anna Netrebko ist glücklich, daran mitzuwirken.
»Vor zehn Jahren war die russische Oper außerhalb Russlands viel weniger bekannt«, erklärt sie, »aber das hat sich geändert - weil Valery Gergiev und das Mariinski-Theater hart ar­beiten und viele hervorragende Neuproduktionen herausbringen.« Gergiev ist mit Recht stolz auf das kulturelle Erbe seines Landes. »Die Russen haben Gro­ßes im Bereich der Oper geleistet. Wir können uns als Vertreter einer der wichtigsten Traditionen der Musik­geschichte begreifen. Und zusammen mit Anechka [sein Kosename für Anna] haben wir das mit Werken wie Prokofjews Krieg und Frieden und Die Verlobung im Kloster an so wichtigen Orten wie London, Mailand und Amerika bewiesen.«
In Amerika war es auch, wo Anna mit Glinka begeisterte. »Vor elf Jahren sind wir in San Francisco mit Ruslan und Ludmilla aufgetreten. Ich singe dort häufig, aber diese Aufführung ist den Leuten immer noch in Erinnerung. Diese Oper, diese Musik klingt den Menschen weiter im Ohr, das finde ich wunderbar.«
Für Gergiev steht fest, dass Anna großen Anteil an diesem Triumph gehabt hat. »Es war unglaublich riskant, der noch sehr jungen, ganz unerfahrenen Anechka eine absolut zentrale, äußerst schwierige virtuose Rolle anzuvertrauen. Aber ich dachte, wenn es klappt, sind der Erfolg und die Freude umso größer. Das Ergebnis war überwältigend. Anna erwies sich als Idealbesetzung für die Partie - nicht nur aufgrund ihrer sänge­rischen Fähigkeiten und ihrer Kraft, sondern auch wegen ihrer darstellerischen Leistung. Alles war voll­kommen natürlich. Selten hat sich Risikobereitschaft so ausgezahlt wie hier.«
Die Zuhörer können die Früchte ihrer wundervollen Zusammenarbeit auf der vorliegenden CD genießen. Eine Arie aus einer Glanzrolle Annas wird geboten, der Natascha in Prokofjews Krieg und Frieden. Mit dieser Partie hatte 2002 unter dem Jubel der Kritiker ihre Karriere im Westen begonnen. Gergiev erklärt, die Rolle sei wie geschaffen für sie. »Selbst wenn sie noch viele neue Partien einstudiert, wird dies immer eine der wichtigsten Rollen in ihrem Leben sein. Der besondere Charakter der Figur passt perfekt zu ihren darstellerischen, stimmlichen und musikalischen Möglichkeiten. Sie entspricht auch rein äußerlich ideal dem Bild der Natascha.« Ebenfalls auf dieser CD: Tatjanas herzzerreißende Briefszene aus Tschaikowskys Eugen Onegin. Im Gegensatz zu vielen anderen Sängerinnen verkörpert Anna ihrem Aussehen und ihrer Stimme nach tatsächlich das schöne, leidenschaftliche und naive junge Mädchen, das Tschaikowsky vorschwebte. Auf der Bühne hat sie die Rolle allerdings bislang nicht gesungen. Auf diesen ­Genuss dürfen wir uns noch freuen.
Was ist so besonders an einem Programm aus dem Goldenen Zeitalter der romantischen russischen Oper? Anna antwortet spontan: »Außer den herrlichen Melodien gibt es noch die üppige Orchestrierung.« Wichtig ist auch, dass der Text in ihrer Muttersprache ist. »Fünf Tage lang russische Musik zu singen, ist eine solche Freude für mich!« Einige der Opern sind dem internationalen Publikum vertraut, doch viele sind unentdeckte Schätze. Gergiev sagt: »Vor 200 Jahren gab es die Gattung der russischen Oper praktisch nicht. Heute aber ist es möglich, nicht nur von den fünf oder sechs berühmten Werken zu sprechen, sondern auch von den unglaublich schönen Opern Rimski-Korsakows und Glinkas oder von den weniger bekannten Tschaikowsky-Opern.« Gergiev hat keinen Zweifel, dass Rimski-Korsakows Schneeflöckchen ein großer Wurf ist. »Es ist eine absolut wunderbare Oper. Taub und blind muss sein, wer sie nicht mag!« Er kann es kaum erwarten, das Werk mit Anna Netrebko und dem Ensemble des Mariinski-Theaters international zu präsentieren.
Anna hat einige dieser Rollen auf der Bühne in Mariinski-Produktionen gesungen - offiziell gehört sie noch zum Ensemble und versucht immer zur Verfügung zu stehen, wenn Valery Gergiev sie ruft. Allerdings räumt sie ein, dass es schwierig ist, kurzfristig ins russische Idiom zu wechseln, wenn man gerade eine große Partie des italienischen oder französischen Fachs gesungen hat. »Ich brauche Zeit, um meine Stimme in die richtige Form zu bringen. Die Rollen, die ich singe, sind zwar nicht zu gewichtig für mich, aber russische Musik ist sehr emotional und braucht einen großen Klang. Daher muss man an der Atemkontrolle arbeiten. Man muss die Stimme gut stützen, sonst hält man nicht bis zum Ende der Oper durch!«
Jahre hat Anna Netrebko mit einem russischen Album gewartet, das jetzige Ergebnis überzeugt sie. »Es bedeutet mir sehr viel, russische Musik mit diesem wunderbaren Orchester und Valery aufzunehmen. Ich empfinde es als Ehre, eine Aufnahme dieser herrlichen Sopranarien in meinem Heimatland machen zu dürfen. Viele der Arien sind lange nicht eingespielt worden - das macht die Ehre umso größer.« Gergiev fügt hinzu: »Ich glaube, dies ist nur ein erster Schritt mit Anna.« Er freut sich darauf, weitere Glanzleistungen von Anna Netrebko auf CD und DVD festzuhalten. Und Netrebko-Fans wird es sicher glücklich stimmen, dass wohl noch mehr von dieser hinreißenden Musik in Aussicht steht.
Amanda Holloway
7/2006


Deutsche Grammophon
DG 002894776380

Weitere Informationen: www.klassikakzente.de.




Bild
 Liège, Salle du Théâtre Royal de Liège
© Théâtre Royal de Liège



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